1956 gab es die erste Dorfhelferin in der Badischen Frauenarbeit, eingesetzt in Boxberg, erst 1962 folgte eine zweite in Kehl. Es bestand Bedarf, aber es mangelte an eigenen Kräften, die im Raum der Badischen Landeskirche eingesetzt werden konnten und auch an Strukturen für ihren Einsatz – also möglichen Stationen und Einsatzleitungen vor Ort. Um diesen noch neuen Frauenberuf zu fördern und zu festigen und um damit Familien innerlich und äußerlich zu stärken, wie es in der Satzung heißt, gründeten Gertrud Hammann (Leiterin des Evang. Frauenwerks in Baden) und Pfarrer Friedrich Wernz (Landesbauernpfarrer) sowie VertreterInnen der Landwirtschaft in Eppingen am 1.Juli 1959 den Verein „Evang. Dorfhelferinnenwerk in Baden e.V.“. Damit vollzog die Ev. Frauenarbeit in Baden nach, was im württemberg. Landesteil durch die Frauenarbeiten der beiden Kirchen bereits Anfang der 50er Jahre und durch das Kath. Landvolk in Baden 1954 begonnen hatte.
Hilfe und Einsatz war in doppelter Hinsicht nötig
In den landwirtschaftlichen Betrieben führte der beginnende Strukturwandel zu einer neuen familiären und arbeitswirtschaftlichen Situation. Erschöpfte und überlastete Landfrauen brauchten dringend Hilfe. Ein neuer sozialer Dienst war nötig, um beim Ausfall der Frau und Mutter – sei es wegen Krankheit oder aus anderen Gründen – Notsituationen zu vermeiden. Gleichzeitig galt es, für Bauerntöchter, die bisher kostenlos und sozial ungesichert auf dem Hof mitgearbeitet hatten, eine eigene berufliche Existenzgrundlage zu schaffen. In der Schaffung des Berufes der Dorfhelferin konnten beide Anliegen in überzeugender Weise verwirklicht werden.
Wenn eine Bäuerin erkrankte oder aus anderen Gründen ausfiel, waren ja nicht nur das Familienleben und die Kinder gefährdet, sondern immer auch die bäuerliche Existenzgrundlage der Betriebes. Auf dem Bauernhof war die Mutter gleichzeitig wichtige und unersetzliche Arbeitskraft im Stall und auf dem Feld. In Nebenerwerbsbetrieben lastete ein Hauptteil der Arbeit auf ihr.
Genauso vielfältig wie die Tätigkeit der Frauen auf dem Lande waren also auch die Anforderungen an die Dorfhelferinnen: Kochen und Waschen für eine große Familie - Gemüse anbauen und einkochen - Säuglinge und erkrankte Kinder versorgen, sich mit ihnen beschäftigen und nach ihren Hausaufgaben schauen, sie trösten, wenn sie um ihre abwesende oder gar verstorbene Mutter trauerten – sich um alte bzw. pflegebedürftige Familienangehörige kümmern - Gesprächspartnerin für erkrankte Mütter oder Mütter im Wochenbett sein; im Stall und auf dem Feld die Aufgaben der Bäuerin übernehmen: Kühe melken, Schweine füttern, Stall ausmisten oder auf dem Weinberg fachkundig die Reben schneiden usw.
5 Jahre Ausblldung
Um all diese Aufgaben kompetent und zuverlässig erfüllen zu können, die man von (Land-)Frauen als irgendwie selbstverständlich erwartet, waren speziell ausgebildete Fachkräfte nötig; die Ausbildung zur staatlich anerkannten Dorfhelferin dauerte dann 5 Jahre!
Karola Magerl-Feigl schreibt über Ihre Arbeit im Dorfhelferinnenwerk
"Ich begann meine Arbeit im Juni 1976 als Leiterin des Dorfhelferinnenwerks der Evang.Frauenarbeit in Baden. Die Stelle war neu geschaffen worden, weil für die Leitung der Frauenarbeit , insbesondere für Frau Annelise Fehrholz, klar geworden war, dass diese soziale Arbeit für Frauen auf dem Land nicht mehr nur "nebenbei" wie bisher , sondern eigenständig mit mehr Zeit und Intensität bearbeitet werden musste. Vorbild waren da auch die Dorfhelferinnenwerke der 3 anderen Kirchen in Baden-Württemberg, die schon länger und intensiver in diesem Bereich tätig waren.
Pfarrer Wernz, Leiter des Kirchlichen Dienstes auf dem Lande in Baden, unterstützte diese Intensivierung und die Neuschaffung einer Stelle dafür sehr.
Er war bereits an der Gründung des "Fördervereins für die Evang. Dorfheflerinnenarbeit in Baden" im Jahr 1959, gemeinsam mit Frau Gertrud Hamann (Leiterin der Frauenarbeit) initiierend beteiligt. Mitglieder in diesem Förderverein waren (bzw. wurden) Verantwortliche aus der Landwirtschaft und Landwirtschaftsverwaltung, der (kirchlichen) Landfrauenarbeit, der Kirchen (auf gemeindlicher Ebene, aber auch Landesausschussmitglieder ), Kommunalvertreter, Krankenkassen u.a.
Sie alle sollten -laut Satzung - dazu beitragen, dass die Dorfhelferinnenarbeit der Frauenarbeit der Evang.Landeskirche gefördert, gestärkt und ausgebaut wird und somit den Frauen und Familien auf dem Lande Unterstützung in familiären Notlagen zukommen sollte.
Durch den Förderverein entstanden und bestanden enge Verbindungen z.B. mit den beiden Landfrauenverbänden in Baden. Deren Vorsitzende waren auch Mitglieder bei uns; und die Schwester des langjährigen Landwirtschaftsministers Weise, Frau Beifuß, Bäuerin in Nordbaden, war viele Vorsitzende unseres Fördervereins.
Von Juni 1976 bis zum Mai 2000 war ich zuständig für die Evang.Dorfhelferinnenarbeit in Baden innerhalb der Frauenarbeit - und somit Mitarbeiterin der Frauenarbeit; zunächst ganztags, später halbtags (da eine halbe Stelle an die Müttergenesung ging).