Feministische Theologie

Ich bin gut. Ich bin ganz. Ich bin schön.

 

„Ich bin gut. Ich bin ganz. Ich bin schön." lautete der „Grundsatz" feministischer Theologie Anfang der 80er Jahre. Geprägt von Elisabeth Moltmann-Wendel bei einer der ersten feministisch-theologischen Werkstätten in Bad Boll verbreitete er sich wie ein Lauffeuer unter den vielen Frauen, die für sich erstmals die befreiende Kraft der Theologie entdeckten. Eine Theologie, die nicht klein machte und Unterwerfung unter einen allmächtigen Herr-Gott verlangte, sondern aufrichtete und sich der Schönheit der SünderInnen freute; eine Theologie, die die Frauen nicht an die zweite Stelle nachordnete, hinter das als männlich vorgestellte Abbild Gottes, sondern die Erfahrungen, gelebte Erfahrungen, von Frauen ins Zentrum rückte und dort lebendig ihre befreiende, ermutigende, aufbrechende Botschaft entfaltete. „Ich bin gut. Ich bin ganz. Ich bin schön." In diesem Satz war für viele die zentrale Botschaft feministischer Theologie auf den Punkt gebracht. Die Kritik, Widerstand und Ablehnung, die dieser Satz bei kirchlichen und theologischen Funktionsträgern hervorrief, zeigte die Power, die darin steckte. „Nennt uns nicht Brüder!" forderten jetzt die Frauen und „Menschenrechte für die Frau" in Kirche und Gesellschaft.

 

Dabei reichen die Wurzeln Feministischer Theologie bis ins 19. Jahrhundert zurück, die Zeit der ersten Frauenbewegung und ihres Kampfes um Gleichberechtigung. Wichtige Impulse und Anstöße kamen nach dem 2. Weltkrieg aus der Ökumenischen Bewegung, aus den USA, durch die Theologie der Befreiung. Heute wird Feministische Theologie beschrieben als „eine Theorie, Praxis und weltweite, internationale, interkontinentale und interreligiöse Bewegung und Diskussion, die Frauen in allen Lebensbereichen von Staat, Gesellschaft, Kultur und Religion gleichen Einfluss und gleichberechtigte Position verschaffen möchte" (Hedwig Meyer-Wilms). Feministische Theologie hat in gut 30 Jahren vieles verändert: die liturgische Sprache in den Gottesdiensten ebenso, wie sie den einseitig männlichen Blick vermeintlich objektiver Forschung in Theologie und Kirche entlarvt hat. Vieles, was uns heute selbstverständlich ist, dass Gott ebenso Mutter ist wie Vater, Schöpferin und Heilige Geistkraft, ist ihr zu verdanken und den Frauen und Männern, die sich von ihr haben anstecken lassen.

 

Viele ehren- und hauptamtliche Frauen haben kraftvoll und mit Begeisterung, durch Kreativität und eine gender-faire Sprache, durch Tagungen und Werkstätten Feministische Theologie in unserer Landeskirche verankert.

Seit 2007 gibt es den Fernstudienkurs Feministische Theologie.