Frauen von A-Z

Die Evangelischen Frauen in Baden

Freifrau Marie Luise Marschall von Bieberstein

geboren am 20.02.1862 in Karlsruhe

Marie von Marschall gründete 1916 den „Evangelischen Frauenverband für Innere Mission in Baden“ und war von 1916 bis 1934 die Vorsitzende des „Evangelischen Frauenverbandes“. Sie gründete 1918 die „Evangelisch-Soziale Frauenschule“ in Freiburg, die spätere Evangelische Hochschule Freiburg, und 1925 das erste Müttererholungsheim in Baden.

Marie von Marschall war eine geborene Freiin von Gemmingen und stammte aus einer jener alten Adelsfamilien im Kraichgau, die schon sehr früh für die Sache der Reformation eingetreten war. Die junge Marie von Gemmingen wurde zusammen mit der im gleichen Jahr 1862 geborenen Prinzessin Victoria, der späteren Königin von Schweden, unterrichtet und erzogen. 1886 heiratete Marie von Gemmingen Freiherr Adolf Marschall von Bieberstein, der als badischer Gesandter in Berlin tätig war und später zum Staatssekretär im Auswärtigen Amt ernannt wurde. So erlebte sie als junge Frau das Berlin der kaiserlichen Zeit. Hier wurden auch ihre fünf Kinder geboren. 1897 folgte Marie von Marschall ihrem Gatten nach Konstantinopel, wo er 15 Jahre lang als deutscher Botschafter wirkte. Freiherr von Marschall starb 1912 unerwartet während eines Kuraufenthaltes in Badenweiler. Als Witwe wuchs Marie von Marschall, zurückgekehrt nach Neuershausen bei Freiburg, in einen neuen Wirkungskreis hinein.

Zum Zeichen, dass Witwenschaft nicht Vereinsamung und innere Verarmung zu bedeuten brauchte, stellte sie ihre Kräfte in den Dienst der Kirche. Darüber hinaus erkannte sie mit ihrem klaren Blick für das große Geschehen in der Welt, dass im Zuge des Krieges mancherlei soziale und wirtschaftliche Nöte entstehen würden, und darum erschien ihr ein Zusammenschluss aller einsatzbereiten Frauenkräfte in der Kirche als eine dringende Aufgabe. So entstand 1916 der "Evangelische Frauenverband für Innere Mission in Baden", der alle damals bestehenden Frauenvereine und Frauenverbände einschließlich der Diakonissenmutterhäuser zusammenfassen und zum Dienst in den Gemeinden heranziehen sollte. Marie von Marschall hat als Vorsitzende des Evangelischen Frauenverbands von 1916 - 1934 die Arbeit geleitet und sich durch ihr tiefes Verständnis für alle Nöte der Zeit und durch ihre Autorität, die von ihrer Persönlichkeit ausging, großes Vertrauen und Ansehen erworben. Unter ihrer Leitung kam es 1918 zur Gründung der Evangelisch-Sozialen Frauenschule in Freiburg (heutige Ev. Fachhochschule), und 1925 zur Einrichtung des ersten badischen Müttererholungsheims "Sonnenhaus" in Königsfeld (bereits 25 Jahre vor der Gründung des Müttergenesungswerks!).

Bei ihrem Abschied aus der Frauenarbeit schrieb Marie von Marschall in einem Brief: „... Diese Zeilen sollen den Dank bedeuten für alle Hilfe und für alle Liebe, die ich in langen Jahren erfahren durfte. Aber auch die Bitte um Nachsicht. Denn wenn man an einem Lebensabschnitt steht und zurückschaut, wird einem so recht klar, wieviel man versäumt hat, wieviel man hätte besser machen müssen. Der Herr aber, der bisher unsere Arbeit gesegnet hat, Er wolle sich auch in Zukunft dazu bekennen. Er möge es schenken, daß wir in der Volksgemeinschaft, in die wir hineingestellt sind, weiter wirken zu Seiner Ehre und zum Wohl unserer Kirche..." Freifrau Marie von Marschall starb am 28. Juli 1949 in Neuershausen.

 

Abschied

Abschiedsschreiben_Freifrau_von_Marschall_1934_Abschi.pdf

Im Archiv fanden wir diesen Redeentwurf von Marie von Marschall:

Redemanuskript

 Das Redemanuskript als PDF