Soziale Frauenschule

Wanderausstellung 100 Jahre Evangelische Frauen in Baden

Soziale Frauenschule Die Evangelisch-Soziale Frauenschule in Freiburg

"Denn von dem besonderen Auftrag muss noch ein Wort gesagt werden. […] Alle Sachkenntnis hilft nicht über die unausbleiblichen Enttäuschungen hinweg, die der soziale Beruf vielleicht noch in höherem Masse als andere Berufe erfährt, und denen er unterliegt, weil er in besonders hohem Mass Ausfluss persönlicher Gesinnung und persönlichen Wollens ist. Solchen unvermeidlichen Erschütterungen gegenüber eine Kraftquelle zu erschließen, ist neben der sachlichen Berufsschulung die wichtigste Pflicht der Sozialen Frauenschule. Wir sind uns freilich klar darüber, dass es sich weiter um etwas handelt, was man nicht fertig von der Schule aus ins Leben hineinbringt, was vielmehr immer wieder neu errungen werden muss und seine Geltungskraft erst mitten im Leben erweist. Was die Schule hier geben kann, sind nur Ansätze, Möglichkeiten, heißt nur Richtungen zeigen, Wege eröffnen. Was daraus wird, liegt nicht in der Hand der Schule. Wen irgendwo, so tun sich hier die Grenzen der Pädagogik auf, von denen man heute in der Fürsorgearbeit spricht. Und so stark wir gerade hier die Verantwortung der Führerschaft tragen, so deutlich ist, das wir uns letzten Endes darin auch vom Vertrauen in unsere Schülerinnen tragen lassen müssen. Evangelium und Wohlfahrtspflege gehören zusammen, das ist kurz gesagt das Sonderprogramm der Evangelisch-Sozialen Frauenschule. Wir verstehen darunter nicht, dass Arbeits- und Organisationsform unserer Wohlfahrtspflege daran orientiert sein müssten, vielmehr verstehen wir darunter, dass es unserer Arbeit ihren eigentlichen und tiefsten Sinn gibt und dazu eine Kraft und Erneuerung, die an keinem Misserfolg zerbricht. […]"
Frau Dr. Julie Schenck, Leiterin der Sozialen Frauenschule von 1923 - 1943

Bürgerliche Frauen leisteten bereits in den Vorkriegsjahren des ersten Weltkrieges ehrenamtlich ihren Beitrag in der kommunalen und freien Wohlfahrtspflege. Der Krieg begünstigte den in den Vorkriegsjahren einsetzenden Trend zur Professionalisierung. Zum einen waren bürgerliche Frauen verstärkt auf ein eigenes Einkommen angewiesen, zum anderen differenzierte sich die Wohlfahrtspflege immer weiter aus. Der Ausbau des Wohlfahrtsstaates in der Weimarer Republik setzte diese Entwicklung fort. Marie von Marschall und Helene von Dungern erkannten diese Zeichen der Zeit. Sie mieteten im Sommer 1918 eine Wohnung in Freiburg und eröffneten am 1. Oktober 1918 die „Evangelische Frauenberufsschule für kirchliche und soziale Arbeit“ und legten somit den Grundstein für die „Staatlich anerkannte Hochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden“ in Freiburg.

1921 erhielt die Schule die staatliche Anerkennung. Sie änderte den Namen in Evangelisch-Soziale Frauenschule. Ab 1923 übernahm für mehr als 30 Jahre Dr. Julie Schenck die Leitung der Schule, die sie bis zu ihrem Tode 1955 wesentlich prägte. Schenck (03.04.1894 - 13.06.1955) hatte zuvor Nationalökonomie in Freiburg studiert und die Soziale Frauenschule des Badischen Frauenvereins in Karlsruhe geleitet. Mit dem Bezug des großzügigen Hauses im Jahre 1925 in der Goethestr. 2 verbesserten sich die Studien- und Arbeitsbedingungen und endlich konnte auch das lang ersehnte Internatszimmer zur Verfügung gestellt werden. 1943 übernahm die Badische Landeskirche die Trägerschaft der Schule, die somit aus dem direkten Arbeitsbereich des Frauenwerks ausschied. 

Von Beginn an erstrebte man in der Ausbildung einen hohen Standard.

Aufnahme fanden in der Regel Absolventinnen der höheren Mädchenschulen oder Frauen mit entsprechender Vorbildung, etwa Krankenpflegerinnen oder Erzieherinnen. Das Mindestalter betrug 20 Jahre. Neben den fachspezifischen Fächern aus den Bereichen Gesundheitsfürsorge, Wohlfahrtspflege und Pädagogik, erhielten die Schülerinnen Unterricht in Wirtschaftslehre und Rechtskunde. Besonderen Wert legte man auf die Fächer Bibelkunde und Kirchengeschichte, um die jungen Frauen in jedweder Richtung auf ihre spätere, oftmals nicht ganz einfache Tätigkeit vorzubereiten. Nach einer zweijährigen Schulzeit mit ersten Praxiseinsätzen absolvierten die Schülerinnen eine staatliche Prüfung. Daran schloss sich ein Praxisjahr an, und wenn eine Schülerin das 24. Lebensjahr vollendet hatte, erhielt sie die staatliche Anerkennung zur Sozialbeamtin bzw. Wohlfahrtspflegerin. Je nach gewähltem Schwerpunkt waren die Frauen als Gesundheitsfürsorgerin, Jugendwohlfahrtspflegerin oder Arbeits- und Berufsfürsorgerin tätig. Mit jährlich 800 M. war das Schulgeld hoch, aber es fanden Mädchen und Frauen aus allen Schichten Aufnahme. Auch die Altersstruktur in den einzelnen Klassen differenzierte stark. Die Nationalsozialisten forderten die Ausbildung zur "Volkspflegerin" der Weltanschauung des neuen Staates anzupassen. Spannungen blieben nicht aus, aber es gelang, den christlichen Geist der Schule zu erhalten.

Weiitere Dokumente: 

Nachrichten_aus_der_Ev_Frauenschule.pdf

Die_praktische_Arbeit_in_der_Ev_-soz__Frauenschule_von_Dr__Irmg.pdf

Das_Bildungsziel_der__Ev_-Soz__Frauenschule_von_Dr__Julie_Schen.pdf

Hedwig_Maurer__Unsere_Frauenschule.pdf

Von_unserem_ersten_Kurs.pdf

 

Rollup_Wanderausstellung_HE_Soz_Frauenschule_6.pdf

 

 

 ... mehr Infos

... zurück