Frauen von A-Z

Die Evangelischen Frauen in Baden

Gertrud Hammann

geboren am 28.02.1910 in Karlsruhe

Gertrud Hammann wurde am 28. Februar 1910 in Karlsruhe geboren. Nach dem bestandenen Examen als Kindergärtnerin übernahm sie 1932 die Leitung des Gemeindekindergartens in Neumühl bei Kehl. Jedoch musste sie 1937 ihre Tätigkeit unter dem Druck der Kehler Kreisleitung aufgeben. Die Tatsache, dass ihr Vater einer jüdischen Familie entstammte, verbot Gertrud Hammann eine Beschäftigung im Erziehungsbereich unter den Nationalsozialisten. Zunächst begann sie, "von den Nürnberger Rassegesetzen zum Lehramt und Erziehung unfähig erklärt", beim Hessischen Diakonieverein in Darmstadt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Weil sie sich jedoch zunehmenden politischen Druck ausgesetzt sah, brach sie die Ausbildung ab und emigrierte nach Frankreich. Bei einer elsässischen Familie in Montpellier im Süden Frankreichs arbeitete sie als Erzieherin und Deutschlehrerin.

Im Mai 1940 wurden mit Beginn des Frankreichfeldzuges die in Frankreich lebenden Deutschen, darunter viele Juden, interniert. Gertrud Hammann kam zunächst in das Lager Lodére, von wo aus sie nach einigen Wochen in das Camp de Gurs verlegt wurde. Im Dezember 1940 gelang es ihr, das Lager zu verlassen.

Sie begann am Konservatorium von Montpellier Gesang zu studieren und zahlreiche Prüfungen in Sprache, Literatur und Philologie abzulegen. Ihr Drang zu lernen war, trotz fehlenden Abiturs, ungebrochen. 1947 kehrte Gertrud Hammann nach Deutschland zurück. Ihre Hoffnungen, als Sprachlehrerin tätig sein zu können, zerschlugen sich, da man ihr in Deutschland das französische Diplom nicht anerkannte. 1948 legte sie daraufhin an der Evangelischen Sozialen Frauenschule in Freiburg ihr Staatsexamen ab.

Der Wiederbelebung der evangelischen Jugendverbandsarbeit nahm sich Gertrud Hammann ab 1949 an. Als Landesfürsorgerin kam sie zurück in ihre Heimatstadt Karlsruhe, wo sie beim Evangelischen Oberkirchenrat in Baden angestellt wurde. 1955 übernahm sie schließlich die Geschäftsführung der Frauenarbeit in der evangelischen Landeskirche Badens, die sie bis zu ihrer Pensionierung im Oktober 1971 ausübte.

Arbeitsweise und Strukturen der evangelischen Frauenarbeit sind bis heute ganz wesentlich von Gertrud Hammann geprägt: Sie führte als einziges Werk der Landeskirche eine Teamleitung ein, die Müttergenesung wurde unter ihrer Leitung wesentlich ausgebaut, und 1956 initiierte sie die Gründung des "Evangelischen Dorfhelferinnenwerkes". Neben diesen sozialen Arbeitsbereichen war ihr auch das Mitwirken der Frauen in Kirche und Gesellschaft ein Anliegen. Sie führte staatsbürgerliche Tagungen für Frauen sowie Schulungen für weibliche Kirchenälteste durch. Mütterschulungen, Freizeiten für Berufstätige und kunstgeschichtliche Freizeiten in Frankreich waren Aktivitäten, denen sie sich auch nach ihrer Pensionierung weiterhin widmete.

Die lebhafte, selbstbewusste und durchsetzungsfähige Frau verstarb am 12. Juni 1990 in Karlsruhe.

 

Weitere Dokumente und Informationen zu Gertrud Hammann:

Spuren von Freundschaft und Frömmigkeit - Feier anlässlich des 100. Geburtstags von Gertrud Hammann (1910–90) bewegte die Besucher.

Der Nachlass von Gertrud Hammann (Zeugnisse aus Schule, Studium und Beruf, Briefe aus dem Deportationslager Gurs, Korrespondenz) befindet sich im Stadtarchiv der Stadt Karlsruhe.