Königsfeld

Das Sonnenhaus

Das Sonnenhaus in Königsfeld sollte Frauen und Mütter die Möglichkeit bieten, die während des Ersten Weltkrieges und in Zeiten der Inflation eine schwere Last zu tragen hatten, zur Ruhe kommen und neue Kräfte tanken. Im Erwerb dieses Hauses liegt auch der Grundstein der Geschichte der Müttererholung. Die schöne Landschaft, die reine Höhenluft und auch die freundlichen Begegnungen mit den Einheimischen machten das Haus zu einem beliebten Erholungsziel für müde Frauen. Am 14.09.1925 kaufte die evangelische Frauenarbeit das Haus, welches früher das Hotel Minerva war, und nahm dadurch eine erhebliche Schuldenlast auf sich. Denn das Haus kostete 40000 Mark inklusive des vorhandenen Inventars und der bereits vorhandenen Belastung des Grundstückes durch die Vorgänger. Um die Schulden zu minimieren wurden Teenachmittage in den Gemeinden Badens bzw. in den einzelnen Vereinen zugunsten des Sonnenhauses ausgeführt.

Sonnenhaus                                 Prospekt

 

Am 1.November 1925 konnte das Heim eröffnet und am 25. November 1925 feierlich durch einen Dekan geweiht werden. In Anlehnung an die Aussage der Bibel „Der Herr ist Sonne!“ sollte auch das Haus Licht und Wärme, Kraft und Liebe in die dunkle kalte Welt bringen, womit die Namensgebung begründet wurde. Die erste Heimleiterin war Fräulein Karlowa. Sie stand der Leitung der Frauenarbeit sehr nahe, besonders der ersten Vorsitzenden Frau von Marschall. Des Weiteren bestand das Hauspersonal aus einer Köchin, einem Mädchen zur Betreuung und einer Aushilfe für die Sommermonate. Ein in Königsfeld ansässiger Arzt konnte in medizinischen Fragen zu Rate gezogen werden.

Das Haus bestand zum einen aus einem Keller, der als Lagerraum für Kohlen und Gemüse diente, aber auch eine Waschküche und einen Bügelraum beheimatete. Im Erdgeschoss befand sich die Küche, der Speisesaal, der Tagesraum und das Büro bzw. das Zimmer der Leiterin des Heimes. Das erste und zweite Stockwerk bot insgesamt 14 Zimmer, die Platz für 19 Betten bereitstellten. Im Dachgeschossen konnten dann noch 3 weitere Personen untergebracht werden, womit dem Heim ingesamt 22 Betten zur Verfügung standen.

Zur finanziellen Stärkung des Hauses wurden nicht nur erholungsbedürftige Frauen, sondern auch selbstbezahlende weibliche Gäste aufgenommen, die einen Tagespreis von 5,50 Mark für ein Einzelzimmer und Bedienung bezahlen mussten. Eine pflegebedürftige Frau musste pro Tag 1,50 Mark entrichten, der Restbetrag wurde vom Frauenverband und vom Ministerium des Inneren zu je einer Hälfte getragen. Um auch die Schulden zu tilgen, war der Frauenverband genötigt, dauerhaft auf freiwillige Gaben zu hoffen und diese zu erbitten.

Mit der vollkommenen Eingliederung in die Landeskirche 1942, wurde das Sonnenhaus an den Landesverein für Innere Mission verkauft, um es gegen einen Zugriff des NS-Regimes zu schützen.

Die Hausordnung des Sonnenhauses.