Frauen von A-Z

Die Evangelischen Frauen in Baden

Birgit Kollmann

1988 -  1992 Vorsitzende der Bezirksbeauftragtenversammlung

Brigitte Kollmann über die Zeit aus Vorsitzende der Bezirksbeauftragtenversammlung:

"Als ich zur Vorsitzenden der Bezirksbeauftragtenversammlung (BBV) gewählt wurde, hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommen könnte. Weder kannte ich mich in kirchlichen Strukturen außerhalb des Kirchenbezirks aus noch konnte ich überschauen, welche meine Rolle sein könnte.

Da ich gelernt habe, systematisch zu arbeiten, habe ich mich also sehr schnell in die „gesetzlichen“ Grundlagen vertieft. Ich habe mit großem Interesse die damalige Ordnung der Frauenarbeit gelesen und versucht, daraus meine Aufgabe zu finden. Dabei habe ich mir die Frauenarbeit als ein Haus vorgestellt. Die Basis dieses Hauses bilden die Frauen in den Gemeinden, also diejenigen, die vor Ort die praktische Arbeit leisten als Frauenkreis-Leiterinnen oder auch als Initiatorinnen von Projekten.

Den ersten Stock bewohnt die Bezirksfrauenarbeit. Deren vornehmliche Aufgabe ist es, Multiplikatorin zu sein für Weltgebetstag/ Frauensonntag sowie Impulse aus der Landesfrauenarbeit zu kommunizieren. Eigene Ideen und Wünsche der Frauen im Bezirk und in der Gemeinde an die Geschäftsstelle im Evangelischen Oberkirchenrat (EOK) weiter zu geben. Darüber hinaus war damals noch die Zeit der großen jährlichen Bezirksfrauentage. Unter dem Dach der Geschäftsstelle im EOK arbeitet der Landesausschuss zusammen mit der geschäftsführenden Leitung. Die Vorsitzenden der BBV gehören dem Landesausschuss kraft Amtes an. Die BBV stellt sozusagen das Parlament bzw. die Vollversammlung der Frauen in den Bezirken dar. Sie berät die Vorhaben der Geschäftsstelle, erhält einen Überblick über die Finanzen und kann eigene Vorstellungen und Wünsche einbringen, selbst Eingaben an die Landessynode machen.

Die BBV wird einmal jährlich von deren Vorsitzenden in Zusammenarbeit mit der Leitung der Frauenarbeit eingeladen. Zu meiner Zeit stellte Doris Eck (geschäftsführende Leiterin) jeweils Soll und Haben des Finanzplans vor, sodass Frau sich ein Bild machen konnte über die Möglichkeiten der Frauenarbeit. Auch die anderen Frauen der Geschäftsstelle stellten ihre jeweiligen Arbeitsgebiete vor und berichteten aus ihrer laufenden Arbeit. Frauen aus den Bezirken hatten hier eine Plattform für ihre Wünsche und Anregungen, aber auch zur Darstellung ihrer Arbeit in den Bezirken.

Insgesamt machte die Ordnung durchaus den Eindruck einer demokratisch verfassten Frauenarbeit. Tatsächlich war manche Formulierung doch sehr interpretationsfähig, weswegen wir jahrelang um eine Neufassung gerungen haben, die dann im Jahre 2000 in Kraft trat.

Ein weiterer Rahmen für die ehrenamtlichen Frauen waren die Leit- und Richtlinien für das Ehrenamt. Darin war u.a. geregelt, dass den Frauen ihre notwendigen Ausgaben ersetzt werden sollten: Z.B. auf Gemeindeebene Fahrtkosten zu den Bezirksfrauenveranstaltungen durch die Ortsgemeinde bzw. zu den BBV durch den Kirchenbezirk (Dekanat). Leider mussten wir immer wieder feststellen, dass die Richtlinien im Land überhaupt nicht verbreitet waren und Frauen mit diesen Anliegen (soweit sie von dieser Regelung Gebrauch gemacht haben, denn noch herrschte die stolze Einstellung vor, das zahlen wir selbst) auf Unkenntnis und Widerstand stießen. Dabei war es auch Eva Loos (Theologische Leiterin der Frauenarbeit) ein besonderes Anliegen, dass Frauen ihre Kosten abrechneten, denn: was nichts kostet ist allzu selbstverständlich und möglicherweise nichts wert.  

Soweit der damalige Rahmen, in dem wir als BBV und deren Vorsitzende eingebunden waren. Meine Mitfrau im Vorsitz der   BBV, Rita Czerwinski, später dann Petra Neumann-Jansen und ich, haben dem hohen Bedarf an Austausch über die BBV hinaus Rechnung getragen indem wir Reisen in die einzelnen Kirchenbezirke unternommen haben. Wir haben jeweils ein Thema vorbereitet, dass Frauenkreisleiterinnen dann in ihrer Gruppe vorstellen konnten. Wichtig waren uns die langen Pausen, die der Begegnung und dem Austausch dienten und von den Frauen stets sehr begrüßt und geschätzt wurden.

Im Rückblick kann ich sagen, Manches war anstrengend, Vieles hat Spaß gemacht und sogar Freude gebracht.

Zum Jubiläum gratuliere ich uns allen, die wir uns für Frauen in Kirche und Gesellschaft engagieren."